05.06.1311 |
Die Ottonische Handfeste gibt den Ständen neue Privilegien Landshut * Herzog Otto III. von Niederbaiern gewährt in der Ottonischen Handfeste den Niederbaierischen Ständen Privilegien und Rechte gegen die Leistung einer einmaligen Steuer. Der Adel, der Klerus sowie die Städte und Märkte erhalten dadurch für ihre Besitzungen die Niedere Gerichtsbarkeit. |
21.06.1621 |
In Prag wird ein blutiges Gericht über die Aufständischen gehalten Prag * Nach dem Zusammenbruch des Böhmischen Aufstands und der Flucht des Winterkönigs Friedrich V. lässt Kaiser Ferdinand II. - vor dem Altstädter Rathaus in Prag - ein blutiges Gericht über seine Anhänger halten. 43 Todesurteile gegen protestantische böhmische Adelige werden gesprochen, 27 werden an diesem Tag öffentlich vollstreckt. 24 durch das Schwert, drei am Galgen. Zwölf der abgeschlagenen Köpfe werden zur Abschreckung am Prager Brückenturm aufgesteckt und erst zehn Jahre später durch die sächsische Besatzungsmacht entfernt. |
23.11.1683 |
Das „Haidhauser Schloss“ kommt zu ersten Würden Haidhausen * Zu ersten Würden kommt das von Freiherr Franz Pongraz von Leiblfing errichtete „Haidhauser Schloss“, nachdem Kurfürst Max Emanuel als „Türkenbefreier“ aus Wien zurückkehrt. Adelige, Hofbedienstete und einflussreiche Münchner Bürger haben sich auf dem Anger vor dem Landgut - auf dem heutigen Johannisplatz - versammelt, um ihrem „Helden“ einen feierlichen Empfang zu bereiten. Leiblfing darf den Kurfürsten in seinem prächtig geschmücktem Schlösschen noch bewirteten, bevor sich der „Triumphzug“ - zur weiteren Huldigung - in Richtung München in Bewegung setzt. Der Freiherr versteht es natürlich, aus diesem Umstand seinen Nutzen zu ziehen. Mit der Bitte des Freiherrn Franz Pongraz von Leiblfing ist jedoch die Abtrennung der „Schwaige“ von Haidhausen und damit vom Bezirk des „Gerichts ob der Au“ verbunden. Dies führt zwangsläufig zu verwaltungstechnischen Problemen, da der „Gerichtsbezirk“ erst im Mai 1610 aufgrund seiner besonderen Sozialstruktur geschaffen worden ist. |
18.08.1684 |
Franz Pongraz von Leiblfings Haus wird zum „Adelssitz“ Haidhausen * Kurfürst Max Emanuel erfüllt die Bitte des Freiherrn Franz Pongraz von Leiblfing in einem „Gnadenbrief“ und erhebt „sein in Haidhausen habentes Haus“ zu einem „der Landtafel einverleibten adeligen Sitz“. Gleichzeitig überlässt der Kurfürst dem Freiherrn die „Vogtei und Niedergerichtsbarkeit über Haus und Garten des Wirtes Georg Krünner und über 43 namentlich aufgeführte Untertanen“, die bislang dem „Hofkastenamt“ unterstanden. Der baierische Kurfürst begründete diesen Schritt mit der „In Ansehung seiner - also Leiblfings - langjährigen und ersprießlichen guten Dienste“. |
22.06.1686 |
Ein getaufter Türke erzählt Buda/Ofen - Au * Ein getaufter Türke erzählt in August Kühn´s Roman „Die Vorstadt“ folgende Geschichte über den, in seiner Muttersprache Mavi Kral genannten Blauen Kurfürsten Max Emanuel: „Den 22. ist das Pulvermagazin in unserer Stadt in die Luft geflogen und hat uns großen Schaden getan, aber der Mavi Kral hat seine Soldaten im Graben vor den Mauern gehalten noch sechs Wochen lang. Mein Aga hat mir von der auf dem Hügel gelegenen Citadelle der Stadt gezeigt, wie es im Christenlager zuging. Wenn sie dort einen von unserer Seite gefangen haben, ist ihm die Haut abgezogen und die gedörrt worden. Nun weiß ich ja, daß die als ‚Mumia‘ den Ärzten und Apothekern als Heilmittel verkauft wurde, wie das gedörrte Menschenfleisch auch. Damals habe ich, wie viele Türken, die Soldaten des Mavi Kral für Menschenfresser gehalten, für gefährliche Wilde. Noch mehr haben wir das glauben können, wie es zur Eroberung der Unterstadt am Wasser kam. Dabei sind auch die Frauen und sogar viele Kinder erschlagen worden. Ein- und zweijährige Kinder spießten sie auf Lanzen oder warfen sie gegen die Mauer, bis sie tot waren. Zwei Tage danach mußte auch die Citadelle übergeben werden, aber der Mavi Kral lud meinen Beg zu Tisch und hat ihn umbringen lassen“. |
17.07.1704 |
Ein Gelöbnis zur Abwehr der Zerstörung Münchens München * Die drei Stände - Adel, Klerus und die Bürgerschaft Münchens - legen in der Frauenkirche ein „Gelöbnis zur Abwehr der Zerstörung Münchens im Spanischen Erbfolgekrieg“ ab. Die Vision der Maria Anna Lindmayr, wonach Gott die schlimmsten Gefahren nur dann von der Stadt abwende würde, wenn man ihm eine „Kirche zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit“ baut, wird im „Gelübde der drei Stände“ nicht einmal erwähnt. |
05.08.1714 |
Die Vision der Maria Anna Lindmayr München * Die erste schriftliche Niederlegung der Vision der Maria Anna Josepha a Jesu Lindmayr stammt von diesem Tag und wird von der Lindmayrin selbst verfasst. Im „Gelübde der drei Stände“ vom 17. Juli 1704 wird die Vision nicht einmal erwähnt. Das zeigt wie falsch es ist, dass auch in der aktuellen Literatur immer wieder darauf hingewiesen wird, dass der Bau der Dreifaltigkeitskirche und das damit verbundene Gelöbnis der drei Münchner Stände „zur Abwehr der Zerstörung Münchens im Spanischen Erbfolgekrieg“ auf Veranlassung der Maria Anna Lindmayr erfolgt sei. |
05.05.1718 |
Das „Schloss Suresnes“ wird ein „Adelssitz mit Niedergerichtsbarkeit“ Schwabing * Kurfürst Max Emanuel lässt das Schlösschen seines „Geheimen Rats“ und „Kabinettsekretärs“ Ignaz von Wilhelm unter dem Namen „Sourenne“ zu einem „adeligen Sitz erheben und mit der Niedergerichtsbarkeit“ ausstatten. Das Schloss mit seinem Garten an der Werneckstraße in Schwabing ist noch erhalten und trägt den Namen „Suresnes“. |
29.05.1718 |
Die Einweihung der Dreifaltigkeitskirche München-Kreuzviertel * Die offizielle Weihe der Dreifaltigkeitskirche vollzieht der Freisinger Fürstbischof Franz von Eckher von Kapfenberg und Lichteneck. Das Gelöbnis der „drey Stände, Der Bürger, Edelleith, und gesamter Geistlichkeit“ vom 17. Juli 1704 ist damit endgültig erfüllt worden. Vierzehn Jahre hat es gedauert, wobei alleine die Suche nach einem geeigneten Bauplatz für die Dreifaltigkeitskirche über sieben Jahre in Anspruch nahm. Dabei standen insgesamt zwölf Bauplätze zur Diskussion. |
28.03.1729 |
Kurfürst Carl Albrecht setzt die Statuten des „Georg-Ritterordens“ in Kraft München * Kurfürst Carl Albrecht setzt die Statuten des „Georg-Ritterordens“ in Kraft. Voraussetzung für die Aufnahme in den Orden ist ein 300jähriger Adelsbesitzstand und 15 altadelige Ahnen väterlicher- und mütterlicherseits. |
29.04.1775 |
Marquart Graf von Kreuth kauft den Kotterhof in Niedergiesing Au * Der Kotterhof in Niedergiesing (= heute: Nockherberg) geht ebenfalls an Marquart Graf von Kreuth und wird zum Adelssitz Marquartskreith erhoben. |
05.11.1784 |
„Pilgramsheim“ wird „Adelssitz mit allen Rechten“ Untergiesing * Kurfürst Carl Theodor erhebt - ohne allerdings die zuständigen Stellen einzubinden - das Anwesen des Franz Anton von Pilgram unter dem Namen „Pilgramsheim“ zum „Adelssitz mit allen Rechten“. Das bringt nun aber die Baronin von Kern auf die Palme, da die Rechte, insbesondere die „Jurisdiktion“ über den ganzen „Pilgramsheim-Sitz“ ja der „Hofmark Falkenau“ untersteht. Die Einigung kommt aber erst zustande, nachdem die Baronin von Kern ihren Besitz an die Gräfin von Toerring-Seefeld verkauft hat. |
01.08.1796 |
München erstmals mit Kriegsereignissen konfrontiert München * Die Bewohner der Residenzstadt München werden erstmals mit den Kriegsereignissen konfrontiert. Truppendurchmärsche sind jetzt an der Tagesordnung. Der Hass auf die verbündeten Österreicher übersteigt bei vielen Münchnern die Angst vor den herannahenden Revolutionssoldaten. Die größte Abneigung hegt die Bevölkerung gegen die Condéischen Soldaten, die „in elenden Aufzügen“ durch München ziehen. Es handelt sich dabei um Hilfstruppen französischer Emigranten, zumeist aus dem Adelsstand, die unter dem Kommando des Prinzen Louis-Joseph de Condé stehen und sich nach den Niederlagen der letzten Tage in Auflösung befinden. Sie zeichnen sich durch außerordentliche Disziplinlosigkeit und besonders rücksichtsloses Betragen gegenüber der Zivilbevölkerung aus, das bis hin zu Misshandlungen und Plünderungen reicht. |
01.05.1808 |
Die „Konstitution für das Königreich Baiern“ tritt in Kraft München * Die „Konstitution des Königreichs Baiern“ tritt in Kraft. Die erste einheitliche Verfassung des Königreichs Baiern besteht aus 45 Paragraphen, die auf acht Seiten Platz finden. Nach der Auflösung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ und dem großen Gebietszuwachs, den Baiern erfahren hat, ist es notwendig geworden, das Recht zu vereinheitlichen und die Rechtsgleichheit in den verschiedenen Landesteilen herzustellen. Baiern muss nun zusammenwachsen und nach einheitlichen gesellschaftlichen und verwaltungsrechtlichen Grundsätzen regiert werden.
Mit 21 Jahren muss jeder „Staatsbürger“ vor der Verwaltung seines „Kreises“ einen Eid ablegen, dass er „der Konstitution und den Gesetzen gehorchen - dem König treu sein wolle“. Zum „Königlichen Hause“ wird in der „Konstitution“ festgelegt, dass die Krone erblich ist „in dem Manns-Stamme des regierenden Hauses, nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatisch-linealischen Erbfolge“.
Ein „Parlament“ ist in Form einer „National-Repräsentation“ vorgesehen, kommt aber nicht zustande.
Durch die Einführung der „Konstitution“ verhindert Minister Maximilian Joseph von Montgelas, dass der auf Napoléon Bonapartes Drängen geschlossene „Rheinbund“ die Souveränität des „Königreich Baierns“ zu stark einschränkt. |
13.10.1810 |
Ganz München erstrahlt im Lichterschmuck München * Am Abend findet eine große Festbeleuchtung statt. Ganz München erstrahlt im Lichterschmuck. Mit den Aufbauten zur Illumination auf dem Max-Joseph-Platz ist bereits sechs Wochen zuvor begonnen worden. An den öffentlichen und privaten Gebäuden der Stadt leuchteten „transparente Gemälde und Inschriften“. So trägt die Fassade des Rathauses ein allegorisches, zur Vermählung passendes Bild mit den Wappen des Brautpaares. Am Gebäude der Königlichen Akademie der Wissenschaften und Künste leuchte „Hymens Fackel, und Ludwigs und Theresens Namenszüge von Blumen“ mit den Worten: „Der neuen Hoffnung des alten Hauses der Wittelsbacher huldigen Wissenschaft und Kunst“. Soweit die staatlich verordnete Fürstenhuldigung. Unter den Adelspalais erregt das des Freiherrn Maximilian Joseph von Montgelas besondere Aufmerksamkeit. „Letzteres war eigentlich hinter einem prächtigen dorischen Tempel verschwunden, der um dasselbe ausgeführt reichlich mit Grün und Blumengirlanden geschmückt, und durch die Lichtmassen wie in eine Feuerwohnung verwandelt war“. Auch der Bankier Andreas von Dall’Armi hatte sein Haus am Rindermarkt festlich ausstaffiert. Die Fassade trägt „eine kolossale Bavaria mit einem ruhenden Löwen und […] mit der Inschrift, die den ganzen oberen Stock einnahm: Wittelsbachs Stamm blühe ewig!“. Auch die anderen privaten Gebäude sind, soweit es sich die Bewohner finanziell leisten können, aufwändig geschmückt und erleuchtet. Für Kaufleute, Gastwirte, Cafétiers, Weinhändler, Juweliere und Bierbrauer, kurz gesagt, für die besonders gut situierten Kreise der Münchner Bewohnerschaft, bietet sich hier die einmalige Gelegenheit, miteinander mit prunkvollen Illuminationen zu Ehren des Königshauses sich gegenseitig zu übertreffen und nur das Beste vom Besten zu zeigen. |
22.09.1814 |
Aron Elias Seligmann wird in den Adelsstand erhoben München * Der mittlerweile zum Königlich Baierischen Hofbankier aufgestiegene Aron Elias Seligmann wird von König Max I. Joseph als erster Jude in Baiern in den erblichen Adelsstand erhoben, „nobilitiert“. Seither nennen sich er und seine zehn Kinder „von Eichthal“. |
26.05.1818 |
Das „Adelsedikt“ teilt den baierischen Adel in fünf Klassen ein München * Das „Adelsedikt“ teilt den baierischen Adel in fünf Klassen ein: |
21.10.1819 |
Baron Aron Elias von Eichthal konvertiert zum katholischen Glauben München-Au * Baron Aron Elias von Eichthal konvertiert - wie zuvor schon seine Söhne Simon, Bernhard und Arnold - zum Katholizismus. Er lässt sich in der Auer „Carl-Borromäus-Kirche“ [?] taufen und nimmt zusätzlich den Namen Leonhard an. Ihre gemeinsamen Kinder können nun auch in den bayerischen Adel einheiraten. |
16.02.1847 |
Verärgert entlässt König Ludwig I. das gesamte Kabinett München * Die Veröffentlichung des „Memorandums“ von Karl August von Abel in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ verärgert den starrsinnigen König derart, dass er in seiner Empörung die vier „aufsässigen Minister“ entlässt. Für die „Ultramontanen“ um „Minister“ Abel kommen jetzt liberale Männer in Amt und Würden. Man spricht jetzt vom „Ministerium der Morgenröte“. Mit der Neubesetzung der „Ministerien“ steht der Ernennung der Señora Lola Montez zur Gräfin Maria von Landsfeld nichts mehr im Weg. Immerhin ist es den deutschen Landesfürsten seit dem Jahr 1806 möglich, selbst „Adelsbriefe“ auszustellen. |
04.08.1847 |
Das „Adelsdiplom“ für Lola Montez München * König Ludwig I. erteilt seinem „führenden Minister“ Georg Ludwig Freiherr von Maurer den Auftrag, das „Adelsdiplom“ für Lola Montez entsprechend dem üblichen Reglement gegenzuzeichnen. Vorsorglich teilte ihm Ludwig mit: Gleichzeitig schreibt Ludwig I. seiner Geliebten: |
14.08.1847 |
„Minister“ Maurer unterzeichnet das „Adelsdiplom“ für Lola Montez München * „Minister“ Maurer unterzeichnet das „Adelsdiplom“, sodass es der Gräfin Maria von Landsfeld alias Lola Montez am 25. August 1847, dem Geburtstag König Ludwigs I., in der „Hofkirche“ ausgehändigt werden kann. |
25.08.1847 |
Aus Lola Montez wird die Gräfin Maria von Landsfeld München-Graggenau * Lola Montez erhält an König Ludwigs I. 61. Geburtstag in der Hofkirche ihr Adelsdiplom, das sie zur Gräfin Maria von Landsfeld macht. Das Adelsdiplom hat den folgenden Wortlaut: „Wir Ludwig von Gottes Gnaden König von Bayern, Franken und in Schwaben urkunden und bekennen hiermit, dass Wir beschlossen haben, die aus Spanischem Adel geborene Maria von Porrys und Montez, Lola Montez, in den gräflichen Stand unter der Benennung einer Gräfin von Landsfeld allergnädigst zu erheben“. Das gräfliche Wappen hat der König höchstpersönlich entworfen. Es ist, wie der Name selbst, ein Phantasiegebilde, denn eine Grafschaft Landsfeld gibt und gab es nie. |
02.09.1847 |
Das Geschäft mit dem Adelsdiplom für Lola Montez München * Wenn Freiherr Georg Ludwig von Maurer schon das Adelsdiplom für Lola Montez unterzeichnen soll, will er wenigstens daraus ein Geschäft machen und retten, was zu retten ist. Er selbst will zum Reichsrat befördert werden und seinem Sohn Konrad will er durch den Ruf an die juristische Fakultät der Universität die Zukunft sichern. Der Titel eines Reichsrats wird Minister Maurer zwar verwehrt, aber sein Sohn Konrad erhält an diesem 2. September 1847 eine außerordentliche Professur der Rechte. |
06.09.1847 |
Jetzt gerät Königin Therese in Rage München * Erst jetzt beauftragt König Ludwig I. seinen Staatsrat und Innenminister Franz von Berks mit der Veröffentlichung der Ernennung Lola Montez zur Gräfin Landsfeld im Regierungsblatt. Dadurch gerät jetzt allerdings die Königin Therese in Rage. |
04.06.1848 |
Die ständischen Privilegien des Adels werden endgültig gebrochen München-Kreuzviertel * Mit einem weiteren Reformgesetz werden auch die letzten Elemente der feudalen Grundherrschaft im Königreich Bayern“beseitigt. Im I. Abschnitt des Gesetzes über die Aufhebung der standes- und gutsherrlichen Gerichtsbarkeit, dann die Aufhebung, Fixierung und Ablösung von Grundlasten hebt König Max II. die standes- und gutsherrliche Gerichtsbarkeit auf. Das Gesetz entzieht den Gutsherren die Gerichtsbarkeit und die Polizeigewalt ohne Entschädigung und überträgt diese Befugnisse auf den Staat. Damit sind die letzten Reste des feudalen Staatsaufbaus abgeschafft worden. Dem Aufbau einer modernen einheitlichen Justizverwaltung steht nun nichts mehr im Weg. |
13.09.1848 |
Preußens König Friedrich Wilhelm IV. provoziert das Parlament Berlin * In Berlin überträgt König Friedrich Wilhelm IV. seinem „General“ Friedrich Graf von Wrangel das „Commando über sämmtliche Truppen“. Auf diese Provokationen antwortete die „Nationalversammlung“, indem sie die Abschaffung von Adel, Titel und Orden sowie das „von Gottes Gnaden“ des preußischen Königs beschließt. |
01.05.1853 |
Lola Montez reist mit dem Schiff „Philadelphia“ nach Panama City Cincinnati - Panama City * Lola Montez, die „pikante Abenteuerin“, reist mit dem Schiff „Philadelphia“ in Richtung Panama City ab. |
01.10.1854 |
Au, Giesing und Haidhausen werden nach München eingemeindet München-Au - München-Haidhausen - München-Giesing * Eingemeindung nach München
Dadurch erhöht sich die Bevölkerungszahl Münchens um 20.662 Einwohner. Die Au ist zu diesem Zeitpunkt die zehntgrößte Stadt des Königreichs Bayern. Der „Burgfrieden“ von München, der sich durch Korrekturen seit dem Jahr 1724 von 1.593 Hektar auf rund 1.700 Hektar erweitert hat, verdoppelt sich nahezu. Wegen der noch grassierenden „Cholera-Epidemie“ erfolgt der Eingemeindungsakt ohne großes Aufsehen. |
01.05.1890 |
Arnold Zenetti wird mit dem „Kronenorden“ geadelt München * In Anerkennung seiner Verdienste erhält Arnold Zenetti viele hohe Auszeichnungen:
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02.01.1906 |
Franz Stuck darf den Namenszusatz „von“ führen München * Franz von Stuck wird in die „Adelsmatrikel“ eingetragen. Seither darf er den Namenszusatz „von“ führen. |
06.10.1906 |
Ludwig Thoma muss eine sechswöchige Haft antreten München-Stadelheim * Ludwig Thoma muss eine sechswöchige Haft in der Vollzugsanstalt Stadelheim antreten. Anlass ist sein Gedicht „An die Sittlichkeitsprediger in Köln am Rheine“. |
16.10.1906 |
Ludwig Thoma tritt eine sechswöchige Haftstrafe an München-Obergiesing * Ludwig Thoma tritt eine sechswöchige Haftstrafe in der Strafvollzugsanstalt Stadelheim an. Er ist für schuldig befunden worden, mit seinem Gedicht „An die Sittlichkeitsprediger“ die Kirche beleidigt zu haben. |
01.05.1913 |
Bischof Michael Faulhaber wird in den Adelsstand erhoben München * Bischof Michael Faulhaber wird das Ritterkreuz des Kgl. Verdienstordens der bayerischen Krone verliehen. Seither kann er den Zusatz „von“ in seinem Namen führen. |
20.08.1917 |
Auf dem Marienplatz findet eine Frauendemonstration statt München-Graggenau * Auf dem Marienplatz findet eine Frauendemonstration statt. Die Polizei kann die Rädelsführerin nicht festnehmen, weil sie ein Baby auf dem Arm trägt. |
18.09.1917 |
Die SPD bringt den „Antrag Auer-Süßheim“ ein München-Kreuzviertel * Ein von der „SPD“ in der „Bayerischen Abgeordnetenkammer“ eingebrachter „Reformantrag“, genannt „Antrag Auer-Süßheim“, fordert:
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15.03.1918 |
Sarah Sonja Lerch wird ins Gefängnis Stadelheim überstellt München-Au - München-Stadelheim * Die noch immer an Zahnschmerzen leidende Sarah Sonja Lerch wird aufgrund der „Steigerung ihrer seelischen Erregungszustände“ vom Gerichtsgefängnis Neudeck in Gefängnis Stadelheim gebracht. |
19.03.1918 |
Nach drei Wochen endlich zum Zahnarzt München-Stadelheim * Die seit Ende Februar an Zahnschmerzen leidende Sarah Sonja Lerch wird im Gefängnis Stadelheim vom Zahnarzt behandelt. Drei Wochen hat das Warten gedauert, was von der Behörde auf den komplizierten Verwaltungsweg zurückgeführt wird. Aber eigentlich ist das Folter. |
29.03.1918 |
Sarah Sonja Lerch hat sich in der Isolierzelle erhängt München-Stadelheim * Dr. phil. Sarah Sonja Lerch, eine Aktivistin während der Münchner Januarstreiks, wird an diesem Karfreitag in einer Isolierzelle im Gefängnis Stadelheim in der Schlinge ihres Schals erhängt aufgefunden. Eine behördliche Untersuchung ihres Todes wird offensichtlich unterlassen. In ihrer fast achtwöchigen Untersuchungshaft hat sie ihr Ehemann Dr. Eugen Lerch nicht besucht. |
01.04.1918 |
Sarah Sonja Lerch wird beerdigt München * Dr. phil. Sarah Sonja Lerch, geborene Rabinowitz, eine der Anführerinnen der Januarstreiks, wird am Ostermontag auf dem Neuen Israelitischen Friedhof an der Garchinger Straße beerdigt. Ein Vertreter der USPD legt einen Kranz am Grab ab und erklärt, dass die Polizei einen Nachruf verboten hat. Frau Lerch war gemeinsam mit Kurt Eisner, Albert Winkler, Hans Unterleitner, Emilie und Babette Landauer und anderen wegen Landesverrats verhaftet worden. Die 35-jährige Sarah Sonja Lerch hat sich am 29. März 1918 im Gefängnis Stadelheim erhängt. |
02.04.1918 |
Der Vorwärts berichtet über den Freitod der Sarah Sonja Lerch München * Die SPD-Parteizeitung Vorwärts berichtet in ihrer Ausgabe über das Ableben der Sarah Sonja Lerch: „Im Untersuchungsgefängnis Stadelheim erhängte sich nachmittags die beim letzten Streik bekanntgewordene Frau Sara Sonja Lerch, gegen die zusammen mit dem Schriftsteller Kurt Eisner ein Landesverratsverfahren eingeleitet war. - Die Umstände, unter denen die bedauernswerte Frau zu ihrer Verzweiflungstat getrieben wurde, bedürfen der Aufklärung. Soviel wir wissen, handelt es sich im Falle der Frau Lerch, einer geborenen Russin, um eine reine Idealistin, die mit ihrer Streikpropaganda der Sache der Menschheit einen Dienst zu erweisen glaubte. Die Strafe, mit der sie zu rechnen hatte, war nicht so erschreckend, dass sie den freiwilligen Tod ihr vorziehen konnte. Es bleibt also unklar, was diese Frau zu ihrem Selbstmord getrieben hat. […]“. |
18.05.1918 |
Lorenz Winkler tritt in den Hungerstreik München-Stadelheim * Lorenz Winkler, Aktivist beim Münchner Januarstreik, beginnt einen Hungerstreik. Er wird daraufhin psychiatrisch untersucht. |
29.05.1918 |
Lorenz Winkler kommt in die Psychiatrie München * Lorenz Winkler, Aktivist beim Münchner Januarstreik, wird bis 23. Juli 1918 in die Psychiatrie eingeliefert. |
07.06.1918 |
Kurt Eisner wird von Neudeck nach Stadelheim verlegt München-Au - München-Stadelheim * Ohne Mitteilung über eine Änderung in seinem Status als Untersuchungsgefangener wird Kurt Eisner - laut seinem Gefängnis-Tagebuch - zwischen dem 6. und 15. Juni 1918 vom Gerichtsgefängnis Neudeck in die staatliche Strafanstalt in Stadelheim verlegt. Er wird in Stadelheim in der Zelle 70 untergebracht. In dieser Zelle sollte später auch der Eisner-Mörder Anton Graf von Arco auf Valley, ab 1923 der Putschist Adolf Hitler einsitzen. Der SA-Führer Ernst Röhm wird in der Nacht vom 30. Juni 1934 in der Zelle 70 erschossen. |
19.07.1918 |
Kurt Eisner beklagt sich bei Karl Kautsky München-Stadelheim - Berlin * Kurt Eisner schreibt an den USPD-Mitbegründer Karl Kautsky und beschwert sich darin: „Jetzt sitze ich bald ein halbes Jahr. […] Die Voruntersuchung ist sachlich, aber noch nicht formell abgeschlossen“. Kurt Eisner beginnt merklich zu altern und leidet unter Anfällen von Depressionen. |
14.10.1918 |
Kurt Eisner wird aus der Haft entlassen München-Obergiesing * Abends, um 20:30 Uhr, kann Kurt Eisner die Haftanstalt Stadelheim verlassen. Er wird auf Entscheidung des 1. Senats des Reichsgerichts Leipzig entlassen, damit er an der am 17. November stattfindenden Reichstagswahl teilnehmen kann. Und das, obwohl sich der Oberreichsanwalt gegen die Entlassung ausgesprochen hatte. In der Begründung zu diesem Gerichtsbeschluss wird aufgeführt, dass eine Fluchtgefahr ausgeschlossen sei und eine Verdunkelungsgefahr nicht besteht. |
03.11.1918 |
Die Freilassung der Januarstreik-Gefangenen gefordert München-Stadelheim - Leipzig * Um 13 Uhr verlangt eine Abordnung vor dem Gefängnis Stadelheim die Freilassung der wegen der Januarstreiks noch immer Inhaftierten. Am Abend trifft ein Telegramm des Oberreichsanwalts aus Leipzig in, in dem die Haftbefehle aufgehoben werden. |
03.11.1918 |
Erste Friedensdemonstration der USPD seit den Januarstreiks München-Theresienwiese * Um 10 Uhr Vormittag findet auf der Theresienwiese, an der Freitreppe unterhalb der Bavaria, die erste Friedensdemonstration der USPD seit den Januarstreiks statt. Lediglich 800 bis 1.000 Personen nehmen daran teil. Das liegt daran, dass das Generalkommando den Anschlag von Plakaten verboten hatte. Da die finanziellen Mittel zum Druck von Flugblättern fehlten, konnte die Einladungen zu dieser Kundgebung mit hektographierten Handzetteln erfolgen. Hans Unterleitner erklärt am Versammlungsbeginn, dass die Veranstaltung nur unter folgenden Bedingungen des Polizeipräsidiums genehmigt worden ist:
Kurt Eisner betont in seiner Rede den Friedenswillen des deutschen Volkes und sagt: „Von der eingerosteten deutschen Regierung in Berlin sind Taten zur Herbeiführung des Friedens nicht zu erwarten, deshalb muss eine Volksregierung in Bayern sofort Frieden schließen“ und fordert auf zum „Sturz der Monarchie“ und zur „politischen Revolution“. Das Abkommen über parlamentarische Reformen vom Vortag bezeichnet er als „unaufrichtig und unzureichend“. In Hinblick auf die am 30. Oktober in Wien gebildete Staatsregierung der Provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich sagt Eisner: „Wir grüßen über die Grenze die neue österreichische Republik und fordern, dass eine vom Volk einzusetzende bayerische Regierung mit den deutschen Republikanern Österreichs gemeinsam den Frieden im Namen Deutschlands verkündet, sofern in Berlin nicht der Wille oder die Macht vorhanden ist, den Frieden sofort zu erreichen“. Aufgrund des Demonstrationsverbots wird im Anschluss an die Versammlung ein Spaziergang nach Stadelheim angetreten. |
07.12.1918 |
Räte: Der Abschaum der Bevölkerung München - Vatikan * Uditore [= die rechte Hand des Nuntius] Lorenzo Schioppa berichtet an den Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri: „Der Münchner Arbeiter- und Soldatenrat setzt sich aus dem Abschaum der Bevölkerung zusammen, aus vielen Nichtbayern aus der Marine, Juden, Einheimischen, die schon lange gegen Adel und Klerus aufbegehren, und kaum aus Bürgern und Soldaten, die wirklich an der Front waren“. |
10.01.1919 |
Mehrere Tote nach Schießerei am Bahnhofsplatz München-Ludwigsvorstadt * Die aus der Haft in Stadelheim entlassenen Erich Mühsam und Eugen Leviné sprechen im Festsaal des Mathäserbräu. Es kommt zu einer Schießerei, bei der ein Chauffeur getötet und ein 14-jähriger Lehrling verwundet wird. Gegen 22:30 Uhr kommt es auf dem Bahnhofsplatz zu einer Schießerei zwischen den Demonstranten und der Bahnhofswache. Als die Demonstranten in den Südbau des Bahnhofs einzudringen versuchen, eröffnet die Bahnhofswache ein Maschinengewehrfeuer, in dem drei Frauen und zwei Männer getötet sowie 15 Personen schwer verwundet werden. |
14.01.1919 |
Die am Januarstreik beteiligten werden amnestiert München * Aufgrund der Amnestie vom 12. November 1918 stellt das Reichsgericht die Strafverfahren gegen die am Januarstreik Beteiligten ein. Amnestiert werden:
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21.02.1919 |
Verwüstungen und Plünderungen München * Die Redaktionsräume der Münchner Zeitungen werden besetzt und bereits gedruckte Exemplare in Paketen auf die Straße geworfen. Trotz der „Ausgehsperre“ ab 19 Uhr kommt es in der Nacht zu Plünderungen von Adelspalais in Bogenhausen und Schwabing. |
06.03.1919 |
Die sofortige Freilassung der Geiseln gefordert München * Der SPD-Landtagsabgeordnete und Rechtsanwalt Dr. Max Süßheim stellt auf dem Rätekongress den Antrag auf sofortige Freilassung der Geiseln, die aufgrund des Beschlusses des Zentralrats vom 22. Februar im Hotel Bayerischer Hof in Geiselhaft genommen worden waren. Zu diesem Zeitpunkt sind noch zwölf Geiseln in Stadelheim untergebracht. Fünfzehn sind bereits entlassen worden. Der Rätekongress beschließt die sofortige Entlassung der Geiseln, „soweit nicht nachweisbare Verdachtsgründe vorliegen“. |
11.03.1919 |
In Stadelheim verhandelt das Volksgericht über 21 Plünderer München-Obergiesing * In Stadelheim verhandelt das Volksgericht über 21 zumeist jugendliche Angeklagte, die am 21. Februar zum Teil gewaltsam in Häuser eingedrungen sind und plünderten. |
17.03.1919 |
Johannes Hoffmann (SPD) einstimmig zum Ministerpräsidenten gewählt München-Kreuzviertel * Der Bayerische Landtag tritt unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen zu seiner ersten Sitzung seit dem 21. Februar zusammen. Die Abgeordneten müssen nacheinander vier Leibesvisitationen und Ausweiskontrollen über sich ergehen lassen. Eine neue Regierung unter dem Vorsitz des Mehrheitssozialdemokraten Johannes Hoffmann wird eingesetzt und mit einem Ermächtigungsgesetz mit umfangreichen Vollmachten ausgestattet. Johannes Hoffmann wird auf der Basis des noch von Kurt Eisner vorbereiteten Vorläufigen Staatsgrundgesetzes vom 17. März 1919 zum Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern gewählt. Er wird deshalb auch als erster parlamentarischer, also vom Vertrauen des gewählten Landtags getragener Ministerpräsident bezeichnet. Aus diesem Grund ist - bis zum heutigen Tag - in der Bayerischen Staatskanzlei in der Galerie der Ministerpräsidenten kein Bild von Kurt Eisner aufgenommen worden. Der Landtag nimmt das vorläufige Staatsgrundgesetz des Freistaates Bayern an. Darunter das Gesetz über die Aufhebung des bayerischen Adels. |
22.03.1919 |
Artikel gegen das Gesetz über die Aufhebung des bayerischen Adels München * Die München-Augsburger Abendzeitung wendet sich in einem Artikel gegen das vom Bayerischen Landtag vier Tage zuvor beschlossene Gesetz über die Aufhebung des bayerischen Adels. |
28.03.1919 |
Das Gesetz über die Abschaffung des Adels beschlossen München * Das Gesetz über die Abschaffung des Adels wird beschlossen. Die Sozialdemokraten gehen wie selbstverständlich davon aus, dass im Rahmen des allgemeinen Gleichheitsgrundsatzes mit dem Gesetz zugleich das Recht Adelsnamen zu führen entfallen ist. |
03.04.1919 |
Den Adel in Deutschösterreich abgeschafft Wien * Die Adelstitel und Adelsprivilegien werden in Deutschösterreich aufgehoben. |
05.04.1919 |
Das Führen bayerischer Adelstitel wird ausdrücklich verboten München-Kreuzviertel * Bezugnehmend auf das „Gesetz über die Aufhebung des bayerischen Adels“ wird in einer Bekanntmachung der Staatsregierung das Führen bayerischer Adelstitel ausdrücklich verboten. Das Gesetz wird durch die Weimarer Verfassung vom 11. August wieder aufgehoben. |
12.04.1919 |
Eine umfangreiche Liste von festzunehmenden Personen Bamberg * In der Nacht zum 13. April wird von Alfred von Seifferitz, Franz Guttmann, Emil Aschenbrenner und Walter Löwenfeld eine umfangreiche Liste von festzunehmenden Personen aufgestellt. Die Regierung in Bamberg lässt ihnen dabei größtmögliche Freiheit. Es sollten aber hauptsächlich Leute verhaftet werden, „die entweder als Haupträdelsführer mitgewirkt hätten, oder von denen bekannt und anzunehmen war, dass sie zu den Haupthetzern gehörten“. |
13.04.1919 |
Die Verhaftungskommission des Zentralrats nimmt Geiseln München * Zwischen 2 und 3 Uhr nimmt die Verhaftungskommission des Zentralrats Geiseln aus der Münchner Bürgerschaft und dem Adel fest. Die Festgenommenen werden in die Polizeidirektion gebracht. Unter den Verhafteten befindet sich auch der Bahnhofskommandant Emil Aschenbrenner, der aber später von seinem Stellvertreter wieder befreit wird und sich danach umgehend zum Hauptbahnhof begibt. |
02.05.1919 |
Kinder werden ausgehorcht München * Zum Aushorchen bedienen sich die Söldner sogar der Kinder. „Dann sind sie reingekommen und es hieß: ‚Alles rauf, Kinder und Frauen auf die Seite, Männer da rüber, Kinder in die Mitte‘. Dann haben sie die Kinder gefragt: ‚So, wer gehört da nicht zum Haus?“, Tja, Kinder verstehen halt nicht, wissen‘s halt nicht, sagten, der und der ...‘, zeigten auf die, die im Haus Zuflucht gesucht hatten. Die wurden dann mit Hosenträgern gefesselt, ins Lastauto geschafft. Die sind dann erschossen worden in Stadelheim an der Wand“. |
02.05.1919 |
Gustav Landauer wird im Gefängnis Stadelheim ermordet München-Obergiesing * Gustav Landauer wird ins Gefängnis Stadelheim gebracht, wo er von Freikorpssoldaten in grausamster Weise misshandelt und schließlich ermordet wird. Ein Zeuge berichtet: „Am 2. Mai stand ich als Wache vor dem großen Tor zum Stadelheimer Gefängnis. Gegen 1¼ Uhr brachte ein Trupp bayerischer und württembergischer Soldaten Gustav Landauer. Auf dem Gang vor dem Aufnahmezimmer versetzte ein Offizier dem Gefangenen einen Schlag ins Gesicht. Die Soldaten riefen dazwischen: ‚Der Hetzer, der muss weg. D‘erschlagts ihn!‘. Landauer wurde dann mit Gewehrkolben an der Küche vorbei in den ersten Hof rechts hinaus gestoßen. Im Hof begegnete der Gruppe ein Major in Zivil, der mit einer schlegelartigen Keule auf Landauer einschlug. Unter Kolbenschlägen und den Schlägen des Majors sank Landauer zusammen. Er stand zwar wieder auf und wollte zu reden anfangen. Da rief ein Vizewachmeister: ‚Geht mal weg!‘. Unter Lachen und freudiger Zustimmung der Begleitmannschaften gab der Vizewachmeister zwei Schüsse ab, von denen einer Landauer in den Kopf traf. Landauer atmete immer noch. Da sagte der Vizewachmeister: ‚Das Aas hat zwei Leben, der kann nicht kaputtgehen!‘. Da Landauer immer noch lebte, legte man ihn auf den Bauch. Unter dem Ruf: ‚Geht zurück, dann lassen wir ihm noch eine durch!‘, schoss der Vizewachmeister Landauer in den Rücken, dass es ihm das Herz heraus riss und er vom Boden schellte. Da Landauer immer noch zuckte, trat ihn der Vizewachmeister zu Tode. Dann wurde ihm alles heruntergerissen und seine Leiche zwei Tage lang ins Waschhaus geworfen“. |
02.05.1919 |
92 Spartakisten und Rotarmisten werden erschossen München-Stadelheim * 92 Spartakisten und Rotarmisten werden alleine an diesem Tag in Stadelheim standrechtlich erschossen. |
04.05.1919 |
Sadistische Erschießungen von jungen Frauen in Stadelheim München-Stadelheim * Die Neue Zeitung vom 3. Juni 1919 berichtet: „Am 4. Mai kamen zwei Autos mit Gefangenen vor Stadelheim an. Drei Männer und zwei Mädchen von ungefähr 18 Jahren wurden heruntergerissen. Die Männer wurden natürlich sofort erschossen. Bezüglich der Mädchen riefen die württembergischen Soldaten: ‚Die Frauen müssen sofort erschossen werden!‘ Stadtpfarrer Wagner und Pfarrer Freudenstein von Giesing […] suchten auf die Soldaten einzuwirken. Es gelang ihnen jedoch nicht, ebenso wenig drei Offizieren, die immer wieder die Soldaten bestimmten, dass Erschießungen ohne Urteil nicht zulässig seien. Es half alles nichts, selbst Stadtpfarrer Wagner wurde bedroht. Die Mädchen weinten nicht, sie wurden an die Wand gestellt, und - jetzt kommt das Erbärmlichste - zuerst in die Fußknöchel und Knie geschossen, und erst dann, als sie zusammengebrochen waren, völlig erschossen“. Die Namen der Mädchen sind bekannt, eine Strafverfolgung des Falles kann jedoch nicht stattfinden, da die Akten auf unerklärliche Weise verloren gingen. |
04.05.1919 |
Hier wird aus Spartakisten Blut- und Leberwurst gemacht München-Stadelheim * Am Tor des Stadelheimer Gefängnisses steht ein Schild mit folgendem Inhalt: „Hier wird aus Spartakisten Blut- und Leberwurst gemacht, hier werden die Roten kostenlos zu Tode befördert“. |
05.05.1919 |
Roheitsexesse bei der Exekution von spartakistischen Frauen München-Stadelheim * Erich Mühsam berichtet über grauenvolle Roheitsexesse bei der Exekution von spartakistischen Frauen: „Dort haben die weißen Pelotons zum wiederholten Male die ersten Schüsse auf die Geschlechtsteile von Frauen und Mädchen gezielt, in anderen Fällen die Exekution vollzogen, indem sie zuerst in die Beine, dann in den Unterleib schossen und sich an den Qualen der langsam verendenden Opfer weideten. Leider sind diese entsetzlichen Dinge, für deren Wahrheit Zeugen beizubringen sind selbst von den frömmsten Staatsschützern stets unterdrückt worden“. |
05.06.1919 |
Eugen Leviné wird im Gefängnis Stadelheim erschossen München-Obergiesing * Der Kommunistenführer Eugen Leviné wird an der Gefängnismauer im Gefängnis Stadelheim erschossen. Zuvor erhebt er noch die Faust und ruft: „Es lebe die Weltrevolution!“ |
11.08.1919 |
Die Weimarer Verfassung hebt bayerische Gesetze auf Weimar * Das Gesetz über die Aufhebung des bayerischen Adels wird durch die Weimarer Verfassung vom 11. August wieder zurückgenommen. Bis dahin ist das Führen bayerischer Adelstitel ausdrücklich verboten. |
17.08.1919 |
Ein Volksfest zugunsten der gefallenen Revolutionäre München-Giesing * Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei - USPD lädt „alle sozialistisch denkenden Männer und Frauen Münchens“ in die Waldrestauration Altstadelheim zu einem „Volks-Fest mit Tanz, Glückshafen, Taubenstechen und Kegelscheiben“ ein. Der Erlös wird „den Hinterbliebenen der gefallenen Revolutionäre“ zufallen. |
15.09.1919 |
Die demokratische Bayerische Verfassung tritt in Kraft Freistaat Bayern * Die Verfassung des Freistaats Bayern tritt mit ihrer Veröffentlichung im Gesetz- und Verordnungsblatt des Freistaats Bayern in Kraft. Sie bildet die Grundlage des bayerischen Staatslebens bis zum Jahr 1933. In Artikel 2 heißt es:
In Artikel 15 heißt es:
Die Idee der Räterepublik findet trotz der revolutionären Entstehungsgeschichte nur wenig Berücksichtigung. Lediglich die plebiszitären Elemente Volksbegehren und Volksentscheid werden aufgenommen. Der Landtag besitzt die uneingeschränkte Gesetzeshoheit einschließlich der Verfassungsgesetzgebung. |
19.09.1919 |
Die sechs zum Tode Verurteilten werden hingerichtet München-Obergiesing * Die sechs zum Tode Verurteilten aus dem ersten Geiselmordprozess werden im Gefängnis Stadelheim durch Erschießen hingerichtet. |
15.10.1919 |
Eine weitere Erschießung im Gefängnis Stadelheim München-Obergiesing * Der zum Tode Verurteilte aus dem zweiten Geiselmordprozess wird im Gefängnis Stadelheim durch Erschießen hingerichtet. |
14.06.1920 |
Das Todesurteil aus dem dritten Geiselmordprozess wird vollstreckt München-Obergiesing * Das Todesurteil aus dem dritten Geiselmordprozess wird im Gefängnis Stadelheim durch Erschießen vollstreckt. |
04.12.1934 |
In Karl Valentins „Panoptikum“ wird eine „Guillotine“ ausgestellt München-Ludwigsvorstadt * In Karl Valentins „Panoptikum“ ist auch die Nachbildung der im „Gefängnis Stadelheim“ verwendeten „Fallschwertmaschine“ (= „Guillotine“) ausgestellt. Nun fragt das „Bayerische Justizministerium“ beim „Innenministerium“ an, ob die Genehmigung der Darstellung der Hinrichtung weiterhin aufrecht erhalten werden soll. Gleichzeitig wird ausgeführt, dass „der bisherige Nachrichtergehilfe Donderer [...] künftig zur Vollstreckung von Todesurteilen nicht mehr herangezogen werden [wird]“. Er wird wegen seiner Erklärertätigkeit im „Panoptikum“ aus dem Staatsdienst entlassen. |
16.02.1935 |
Keine Probleme mit der „Fallschwertmaschine“ in Valentins „Panoptikum“ München * Das „Bayerische Innenministerium“ hat mit der Ausstellung der Nachbildung der im „Gefängnis Stadelheim“ genutzten „Fallschwertmaschine“ in Karl Valentins „Panoptikum“ keinerlei Probleme. Denn: „Der unbefangene Besucher kommt bei der Besichtigung dieser Hinrichtungsszene wohl nicht auf den Gedanken, dass die Darstellung genau der Wirklichkeit entspricht, vielmehr hält er sie, wie auch die sonstigen Gegenstände des Juxmuseums für ein Erzeugnis der verschrobenen Fantasie des Ausstellers Valentin. Durch ein Verbot dieser Hinrichtungsszene würden zweifellos mehr abträgliche Wirkungen ausgelöst werden, als durch deren Weiterduldung“. |
05.06.1937 |
Rupert Mayer wird wegen Nichtbeachtung des Redeverbots inhaftiert München * Pater Rupert Mayer wird wegen „Nichtbeachtung des Redeverbots“ in der Gestapo-Zentrale im Wittelsbacher Palais, dann im Corneliusgefängnis und schließlich im Gefängnis Stadelheim inhaftiert. Die Anklage vom 7. Juli wird ihm vorgeworfen: „[...] fortgesetzt öffentlich hetzerische Äußerungen über leitende Persönlichkeiten des Staates und deren Anordnungen gemacht zu haben, die geeignet sind, das Vertrauen des Volkes zur politischen Führung zu untergraben“. |
15.01.1938 |
Pater Rupert Mayer im „Gefängnis Stadelheim“ inhaftiert München-Obergiesing * Pater Rupert Mayer wird zwei Tage im „Gefängnis Stadelheim“ inhaftiert. |
27.01.1943 |
Wilhelm Heppert wird durch den Scharfrichter hingerichtet München-Obergiesing * Wilhelm Heppert, der die Kassiererin der Museum-Lichtspiele überfallen und die Kasse um 150 Mark erleichtert hat, wird im Strafgefängnis München-Stadelheim durch den Scharfrichter hingerichtet. Sein Leichnam wird dem Anatomischen Institut zur Verfügung gestellt. |
22.02.1943 |
Todesurteile gegen Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst München - München-Obergiesing * Nach dem dreitägigen Verhör bei der „Gestapo“ folgt der Prozess gegen die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ vor dem „Volksgerichtshof“ unter dem Vorsitz des eigens aus Berlin angereisten Dr. Roland Freisler. Hans und Sophie Scholl werden gemeinsam mit Christoph Probst zum Tod verurteilt. Das Urteil wird noch am selben Tag im „Strafgefängnis München-Stadelheim“ durch den „Scharfrichter“ Johann Reichhart vollstreckt. |
13.07.1943 |
Alexander Schmorell und Kurt Huber in Stadelheim hingerichtet München-Obergiesing * Alexander Schmorell und Professor Kurt Huber, Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, sterben im Gefängnis München-Stadelheim unter der Guillotine von Johann Reichhart. |
05.08.1943 |
Walter Klingenbeck wird in Stadelheim hingerichtet München-Obergiesing * Walter Klingenbeck wird im Alter von 19 Jahren im Gefängnis Stadelheim hingerichtet bzw. ermordet. |
12.10.1943 |
Das Todesurteil gegen Willi Graf wird vollstreckt München-Obergiesing * Das Todesurteil gegen Willi Graf, ein Mitglied der „Weißen Rose“, wird durch den „Scharfrichter“ Johann Reichhart im „Gefängnis München-Stadelheim“ vollstreckt. |
14.01.1947 |
Umbenennungen von Straßen mit kolonialgeschichtlichem Hintergrund München-Graggenau - München-Waldtrudering * Im Zuge der „Entnazifizierung der Straßennamen“ werden in München etwa 200 Straßen umbenannt. Darunter befinden sich auch Straßen mit „kolonialem Bezug“. So werden in Waldtrudering die „Admiral-Hipper-Straße“ in „Dresselstraße“ und die „Maerckerstraße“ in „Adelmannstraße“ umbenannt. Zudem ändert man die Namenserläuterungen der „Iltisstraße“, der „Möwestraße“ und der „Niobestraße“. |
26.09.2018 |
Das Lokal in der Burgstraße 5 heißt jetzt „Weinstadel“ München-Graggenau * Das Lokal in der Burgstraße 5 heißt jetzt nur noch „Weinstadel“. |